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LISA! Lexikon - Spracherwerb

Der Spracherwerb ist ein komplexer, oft lebenslanger Prozess, bei dem Menschen ihre Fähigkeit entwickeln, eine Sprache zu verstehen, zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. Er unterscheidet sich vom Sprachlernen insofern, als er oft unbewusst und intuitiv erfolgt, besonders in den ersten Lebensjahren. Linguist Noam Chomsky prägte die Idee, dass Menschen eine angeborene Fähigkeit zum Spracherwerb besitzen, ein „Linguistisches Organ“ oder eine „Universalgrammatik“, das es ermöglicht, in jeder Kultur und mit jeder Sprache diese Kompetenz zu entwickeln.

 

Spracherwerb auf einer Sprachreise (beste Methode bei Zweitspracherwerb)

 

Der Spracherwerb wird oft in zwei Kategorien unterteilt:

 

I.) Erstspracherwerb


Der Erstspracherwerb beginnt unmittelbar nach der Geburt und verläuft in mehreren Phasen, die das Verständnis und die Produktion von Sprache beeinflussen:

  1. Die Vorstufe (0–6 Monate): In dieser Phase reagieren Neugeborene auf Sprachklänge und beginnen, unterschiedliche Phoneme (die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten einer Sprache) zu erkennen. Babys unterscheiden in den ersten Monaten alle Phoneme der menschlichen Sprachen, bevor sie sich auf die Phoneme ihrer Umgebungssprache konzentrieren.
  2. Lallphase (6–12 Monate): Das Kind beginnt, Sprachlaute und Silben zu produzieren, auch wenn diese Laute noch keine Bedeutung tragen. Dieses „Babbeln“ ist ein universelles Phänomen und zeigt, dass Kinder über die Fähigkeit verfügen, Sprache durch Nachahmung zu entwickeln.
  3. Einwortphase (12–18 Monate): Das Kind beginnt, erste Wörter zu sprechen. Diese Wörter sind meist konkret und bezeichnen oft Objekte oder Personen in der unmittelbaren Umgebung. Ein einziges Wort kann dabei eine ganze Aussage enthalten – etwa „Ball“ für „Ich möchte den Ball“.
  4. Zweiwortphase (18–24 Monate): In dieser Phase entstehen erste einfache Sätze aus zwei Wörtern, wie „Mama kommen“ oder „Ball werfen“. Die Grammatik ist rudimentär, aber die Kinder zeigen bereits ein Verständnis für die Struktur von Sätzen.
  5. Phase der Mehrwortsätze (ab 2 Jahren): Die sprachliche Entwicklung schreitet nun schnell voran, und Kinder fangen an, komplexere Satzstrukturen zu verwenden. Sie verstehen zunehmend die Grammatik ihrer Muttersprache und erweitern ihren Wortschatz.
  6. Bis zum Alter von etwa vier Jahren haben Kinder eine grundlegende Beherrschung ihrer Muttersprache erreicht und sind in der Lage, sie für eine Vielzahl von Kommunikationszwecken einzusetzen.

Spracherwerb: Theorien des Erstspracherwerbs

Der Prozess des Erstspracherwerbs wird von verschiedenen Theorien erklärt:

  1. Nativismus (Chomsky): Diese Theorie geht davon aus, dass Menschen mit einer angeborenen Fähigkeit zum Spracherwerb geboren werden. Diese „Universalgrammatik“ ermöglicht es Kindern, die strukturellen Regeln jeder Sprache zu erlernen, ohne dass sie explizit unterrichtet werden müssen.
  2. Behaviorismus (Skinner): Im Gegensatz dazu argumentiert der Behaviorismus, dass Sprache durch Nachahmung, Verstärkung und Konditionierung erlernt wird. Das Kind lernt Sprache durch die Reaktionen seiner Umwelt auf korrektes oder inkorrektes Sprachverhalten.
  3. Interaktionismus: Diese Theorie vereint Elemente des Nativismus und des Behaviorismus. Sie betont, dass sowohl angeborene Fähigkeiten als auch soziale Interaktionen notwendig sind, damit ein Kind eine Sprache erfolgreich erwirbt. Die Interaktionen mit Bezugspersonen, insbesondere die „Stützsprache“ (vereinfacht gesprochenes, langsames Sprechen), spielen eine wichtige Rolle.

II.) Zweitspracherwerb

Im Gegensatz zum Erwerb der Muttersprache stellt der Zweitspracherwerb größere Herausforderungen dar, insbesondere, wenn er nach der Kindheit erfolgt. Der Kritische Perioden-Hypothese zufolge gibt es ein biologisches Fenster, in dem das Gehirn besonders empfänglich für den Spracherwerb ist – vor allem in den ersten Lebensjahren. Diese Hypothese wird durch Fälle von Kindern gestützt, die erst sehr spät Kontakt mit Sprache hatten und trotz intensiven Lernens nie die volle Sprachkompetenz entwickelten.

Theorien des Zweitspracherwerbs

Ähnlich wie beim Erstspracherwerb gibt es verschiedene Ansätze zur Erklärung, wie Erwachsene eine Zweitsprache erlernen:

  1. Monitor-Theorie (Krashen): Der Linguist Stephen Krashen entwickelte in den 1980er Jahren eine einflussreiche Theorie des Zweitspracherwerbs. Er unterscheidet zwischen dem bewussten „Lernen“ einer Sprache (z. B. das Studieren von Grammatikregeln) und dem unbewussten „Erwerben“ der Sprache, das durch tatsächlichen Sprachgebrauch wie z.B. auf einer guten Sprachreise geschieht. Laut Krashen ist der Zweitspracherwerb erfolgreicher, wenn er eher durch Kommunikation als durch formellen Unterricht stattfindet.
  2. Kognitive Theorien: Diese Ansätze betonen, dass der Zweitspracherwerb kognitive Prozesse wie Gedächtnis, Wahrnehmung und Informationsverarbeitung erfordert. Lernende bauen ein mentales Netzwerk von Bedeutungen, das mit der bereits bestehenden Muttersprache verknüpft wird. Das Lernen einer zweiten Sprache fordert das Gehirn besonders, da es zwischen zwei Systemen navigieren muss.
  3. Soziokulturelle Theorien: Diese Ansätze betonen die Bedeutung des sozialen Kontexts beim Spracherwerb. Sprache wird in erster Linie durch Interaktionen erlernt, und das soziale Umfeld, einschließlich des kulturellen Hintergrunds der Lernenden, beeinflusst maßgeblich den Erfolg beim Zweitspracherwerb.

Unterschiede zwischen Erst- und Zweitspracherwerb


Im Gegensatz zum Erstspracherwerb ist der Zweitspracherwerb meist bewusster und stärker von äußeren Faktoren wie Motivation, Lernumgebung und sozialer Integration abhängig. Erwachsene Lernende verwenden oft Strategien wie bewusste Fehlerkorrektur, das Erlernen von Vokabeln und den Vergleich mit ihrer Muttersprache, um Fortschritte zu erzielen. Dies ist ein deutlicher Unterschied zu Kleinkindern, die Sprache intuitiv und unbewusst erwerben.

Die Interferenz der Muttersprache kann den Zweitspracherwerb erschweren. Wenn Strukturen in der Muttersprache und der Zielsprache unterschiedlich sind, können Lernende Fehler machen, indem sie Regeln ihrer Muttersprache auf die neue Sprache anwenden. Dies zeigt sich besonders in den Bereichen Phonologie (Aussprache), Syntax (Satzbau) und Morphologie (Wortformen).

Immersion als Methode des Zweitspracherwerbs


Eine der erfolgreichsten Methoden des Zweitspracherwerbs ist der immersive Ansatz, bei dem Lernende, z.B. im Rahmen einer Sprachreise oder Schüleraustausches, in die Zielsprache eintauchen, indem sie in einem Land leben, in dem die Sprache gesprochen wird. In solchen Kontexten werden Lernende gezwungen, die neue Sprache im Alltag zu verwenden, was die Sprachpraxis erheblich intensiviert. Der Erfolg des immersiven Ansatzes zeigt, dass Sprache nicht nur als akademisches Fach, sondern als soziale und kulturelle Praxis erworben wird.

Der Spracherwerb ist die unglaubliche Fähigkeit des menschlichen Gehirns, Sprache zu verarbeiten und zu entwickeln – ein Prozess, der uns von Kindesbeinen an begleitet und in jedem Alter fortgesetzt werden kann, ob es sich um den Erst- oder Zweitspracherwerb handelt.

 

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