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LISA! Lexikon - Bildungssystem Spanien

 
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Das spanische Bildungssystem

Das spanische Bildungssystem besteht aus vier Hauptphasen: Vorschule (3–6 Jahre), Grundschule (6–12 Jahre), Sekundarstufe (12–16 Jahre) und optionalem Bachillerato (16–18 Jahre). Die Schulpflicht gilt von 6 bis 16 Jahren, wobei die meisten Schüler das Bachillerato als Vorbereitung auf die Universität oder eine berufliche Ausbildung abschließen. Die Bewertung erfolgt überwiegend durch Prüfungen und Projekte, wobei das staatliche Curriculum durch die jeweiligen autonomen Regionen ergänzt wird.

A contribution by Christian Geng

Der Autor Christian Geng hat 1992 LISA! Sprachreisen mitgegründet und ist als Fachmann für Sprachreisen und Wissensvermittlung anerkannt. Seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Sprachforschung, Grammatik und Bildung haben ihm international einen Ruf eingebracht. Durch zahlreiche Fachartikel und Reiseberichte prägt er das Wissen in diesen Bereichen kontinuierlich weiter. Seine Schwerpunkte sind Sprachreisen, Sprachen, Reisen, Bildung, Studieren im Ausland und Auslandsjahr. Anregungen sind herzlich willkommen.

Das spanische Bildungssystem ist komplex und vielseitig strukturiert und orientiert sich an den Prinzipien der Europäischen Union. Es besteht aus mehreren aufeinander aufbauenden Bildungsstufen, die von der Vorschule bis zur Hochschulbildung reichen. Die Autonomen Gemeinschaften, also die 17 Regionen Spaniens, besitzen dabei gewisse Kompetenzen, um regionale Besonderheiten zu berücksichtigen, was sich vor allem in der Sprachenvielfalt und regionalen Lehrplänen widerspiegelt.

1. Vorschulbildung (Educación Infantil)

Die Vorschulbildung ist in Spanien nicht verpflichtend, jedoch gebührenfrei und von der Mehrzahl der Kinder besucht. Sie richtet sich an Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren und ist in zwei Zyklen unterteilt:

  • Erster Zyklus (0 bis 3 Jahre): Dieser Abschnitt wird oft in privaten Einrichtungen angeboten, die jedoch durch staatliche Programme gefördert werden können. Die Bildungsinhalte sind stark auf spielerisches Lernen und soziale Entwicklung ausgelegt.

  • Zweiter Zyklus (3 bis 6 Jahre): Dieser Zyklus ist kostenfrei und wird in öffentlichen Kindergärten und Schulen angeboten. Hier lernen die Kinder erste Grundlagen der Sprache und Mathematik sowie soziales Verhalten. Ziel ist es, die Kinder auf die Grundschule vorzubereiten. In Regionen wie Katalonien oder dem Baskenland wird teilweise auch die regionale Sprache unterrichtet.

2. Grundschule (Educación Primaria)

Die Grundschule ist in Spanien verpflichtend und dauert sechs Jahre, unterteilt in drei Zyklen von jeweils zwei Jahren. Sie beginnt für die meisten Kinder im Alter von 6 Jahren und endet im Alter von 12 Jahren. Der Lehrplan umfasst Fächer wie Spanisch (oder die jeweilige regionale Sprache), Mathematik, Natur- und Sozialwissenschaften, Kunst und Englisch.

  • Ziele der Grundschule: Die Grundschulbildung in Spanien soll grundlegende kognitive und soziale Fähigkeiten vermitteln. Besonders in den ersten beiden Zyklen liegt der Fokus auf Lesen, Schreiben und Rechnen. In den höheren Klassen treten auch naturwissenschaftliche und gesellschaftliche Fächer hinzu, um ein breites Basiswissen zu schaffen.

  • Beurteilung und Fortschritt: In der Grundschule gibt es keine formale Abschlussprüfung. Die Leistung der Schüler wird kontinuierlich bewertet, und Lehrer entscheiden über den Aufstieg in die nächste Klasse. Sollte ein Kind Schwierigkeiten haben, kann es in Ausnahmefällen eine Klasse wiederholen.

3. Sekundarstufe I (Educación Secundaria Obligatoria, ESO)

Die Sekundarstufe I ist ebenfalls verpflichtend und erstreckt sich über vier Schuljahre für Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren. Diese Schulform heißt in Spanien Educación Secundaria Obligatoria (kurz: ESO) und bildet die Grundlage für den späteren Bildungs- oder Berufsweg. Die ESO ist in zwei Zyklen unterteilt:

  • Erster Zyklus (12 bis 14 Jahre): Dieser Zyklus entspricht den Klassen 7 und 8 und baut auf dem Wissen der Grundschule auf. Hauptfächer sind Spanisch, Mathematik, Naturwissenschaften, Geografie und Geschichte sowie eine Fremdsprache (oft Englisch).

  • Zweiter Zyklus (14 bis 16 Jahre): Der zweite Zyklus entspricht den Klassen 9 und 10 und führt zu einem grundlegenden Schulabschluss (Graduado en Educación Secundaria). Neben den Pflichtfächern können die Schüler hier Wahlfächer belegen, die bereits eine erste berufliche oder akademische Orientierung ermöglichen.

Schüler, die die ESO erfolgreich abschließen, erhalten das Abschlusszertifikat, das als Voraussetzung für die weiterführende Schulbildung oder eine berufliche Ausbildung dient. Schüler, die diese Stufe nicht bestehen, können stattdessen ein sogenanntes Certificado de Escolaridad erwerben, das jedoch keinen Zugang zu höheren Bildungswegen bietet.

4. Sekundarstufe II: Bachillerato und Berufliche Ausbildung (Formación Profesional)

Nach der ESO gibt es in Spanien zwei Hauptrichtungen: das Bachillerato und die Formación Profesional (berufliche Ausbildung).

4.1 Bachillerato

Das Bachillerato entspricht dem deutschen Abitur und bereitet die Schüler auf die Universität vor. Es dauert zwei Jahre (von 16 bis 18 Jahren) und umfasst Pflicht- sowie Wahlfächer, die sich in verschiedene Schwerpunkte gliedern:

  • Schwerpunkte: Schüler können zwischen Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Kunst und Technik wählen. Je nach Schwerpunkt variiert der Fächerkanon, doch alle Schüler belegen Fächer wie Spanisch, Fremdsprachen, Philosophie und Geschichte. In Mathematik und Naturwissenschaften werden nur Schüler der naturwissenschaftlichen und technischen Zweige unterrichtet.

  • Selectividad: Um an einer Universität zugelassen zu werden, müssen Schüler nach dem Bachillerato die nationale Hochschulaufnahmeprüfung, die sogenannte Selectividad, bestehen. Diese Prüfung bewertet die Kenntnisse aus den letzten zwei Schuljahren und entscheidet über die Zulassung an staatlichen und privaten Universitäten.

4.2 Formación Profesional (FP)

Alternativ zum Bachillerato können die Schüler nach der ESO die berufliche Ausbildung (Formación Profesional, FP) beginnen, die in zwei Niveaus unterteilt ist:

  • Grado Medio (Mittleres Niveau): Dieser Ausbildungsgang dauert in der Regel zwei Jahre und richtet sich an Schüler ab 16 Jahren. Die Ausbildung umfasst praxisorientierte Module und bereitet auf spezifische Berufe vor, wie z. B. in den Bereichen Handwerk, Technik oder Gastronomie. Der Abschluss qualifiziert zur Arbeitsaufnahme oder zum Übergang in den höheren FP-Bereich.

  • Grado Superior (Höheres Niveau): Für das höhere Niveau müssen die Schüler entweder das Bachillerato oder den Grado Medio erfolgreich abgeschlossen haben. Der Grado Superior dauert ebenfalls zwei Jahre und richtet sich an Schüler ab 18 Jahren. Er ermöglicht eine tiefere Spezialisierung und führt zu Berufen mit höherer Qualifikation. Absolventen des Grado Superior können zudem an Fachhochschulen studieren.

5. Hochschulbildung (Educación Universitaria)

Das spanische Hochschulsystem ist dreistufig aufgebaut und folgt dem Bologna-System, das die Studiengänge in ganz Europa vergleichbar macht. Die drei Stufen sind Bachelor (Grado), Master (Máster) und Promotion (Doctorado):

  • Grado (Bachelor): Das Bachelorstudium dauert in der Regel vier Jahre und umfasst 240 ECTS-Punkte. Einige Studiengänge, etwa im Ingenieurwesen oder in der Medizin, können länger dauern.

  • Máster (Master): Der Masterstudiengang dauert in der Regel ein bis zwei Jahre und umfasst spezialisierte Studieninhalte. Ein erfolgreicher Abschluss ist in vielen Bereichen notwendig, um eine Promotion aufzunehmen oder um höhere berufliche Positionen zu erreichen.

  • Doctorado (Promotion): Die Promotion besteht in Spanien aus Forschungsarbeiten, die mit der Verteidigung einer Dissertation abgeschlossen werden. Der Zeitraum variiert, doch im Schnitt benötigt eine Promotion etwa drei bis fünf Jahre. Der Doktorgrad ist oft Voraussetzung für wissenschaftliche Karrierewege oder leitende Positionen im akademischen Umfeld.

6. Bildungssystem der Autonomen Gemeinschaften

Spanien hat 17 Autonome Gemeinschaften, die in der Bildungspolitik gewisse Kompetenzen besitzen, etwa die Anpassung des Lehrplans und die Förderung regionaler Sprachen. Insbesondere in Regionen wie Katalonien, Galicien und dem Baskenland spielt die regionale Sprache im Bildungssystem eine wichtige Rolle, was sich auch auf die Unterrichtssprache auswirkt. Viele Schulen bieten hier zweisprachige Programme an, bei denen Fächer sowohl in der regionalen Sprache als auch auf Spanisch unterrichtet werden.

Reformen und Herausforderungen

In den letzten Jahren wurden immer wieder Reformen im spanischen Bildungssystem diskutiert, um das Niveau zu steigern und die hohe Schulabbrecherquote zu senken. Spanien weist im europäischen Vergleich eine der höchsten Abbruchquoten auf. Die Regierung setzt daher zunehmend auf die Stärkung der Berufsbildung und die Verbesserung der Qualität der Grund- und Sekundarschulbildung.

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